Zum Sporteln am Strand sind wir zu viert. Heute morgen hat es geregnet und der Sand ist noch ein bisschen naß. Deshalb trainieren wir überwiegend im Stehen. Wir wärmen uns auf und ich zeige verschiedene Bewegungsabläufe, die ich aus dem Yoga und von Internet-Fitnessanleitungen kenne. Den anderen fallen auch einige Übungen ein, gegenseitig zeigen wir uns, was wir kennen und können. Zum Abschluss leite ich eine Endentspannung an, ohne zu wissen, ob und wie diese im Stehen eigentlich funktioniert. Wir klatschen ab und gehen zum zweiten Teil unseres Strandausfluges über.
Direkt an der Wasserkante sammeln wir alles auf, was der moderne Mensch im Alltag benutzt: Shampooflaschen, Glühbirnen, Kulis, Styropor- und Plastikverpackungen aller Art.
Die Müllsäcke lassen wir vor dem Holzsteg stehen, die Campingplatzbetreiber werden sie später mit dem Kajak abholen.
Ich baue mein Zelt ab und packe. Diesen Campingplatz hier zu betreiben, ihn sauber und funktionierend zu behalten, zu kochen und mit den Gästen zu sprechen, da gehört etwas dazu.
Jetmir, Ani und Eris können gut englisch und trotzen im Sommer hier allen Widrigkeiten, denen sie fernab der Stadt begegnen: weit entfernte Supermärkte, kein Trinkwasser aus der Leitung, Internet nur über Satellit und freilaufende Kühe, die auf dem Campingplatz grasen möchten. Bevor ich losfahre, kaufe ich von ihnen noch Eier, Käse, Wein und Honig, die sie von Nachbarn und von sich zu Hause mitgebracht haben.
Alle drei deutschen Wohnwagen sowie eine Radfahrerin reisen heute ab, wir verabschieden uns herzlich.
Die ersten acht Kilometer lege ich im Flusstal zurück. Trotz glatten Asphalts muss ich auf den Boden unter mir achten, dort liegen Kuhdung und zahlreiche Schlangen (tot und lebendig).
Die Straße nach Shkodër ist eben, ich komme gut voran.
In einem Supermarkt mit Kartenzahlung mache ich einen größeren Einkauf und fahre weiter zur sozial-ökologischen Farm. Dort begrüßt mich ein Mann, der kein Wort Englisch kann, aber mir alles wie selbstverständlich zeigt: ein Schlafsaal, WC und Dusche.
Der Hof ist klein, nur einige Hühner, Tauben, Schafe und Hunde werden gehalten.
Es gibt zwei kleine Wohnhäuser, ein Restaurant (gerade nicht in Betrieb) sowie oben auf dem Berg eine Bühne mit zahlreichen Sitzplätzen. Das Internet geht gerade nicht, Wasser zum Duschen wird über Solarpanelle erwärmt und alles ist videoüberwacht.
Am Abend sehe ich in der Tiefebene Glühwürmchen tanzen. Wie auch schon auf dem Campingplatz plagen mich Mücken.
Ich bin sehr müde und gehe heute früh ins Bett. Morgen möchte ich weiter nach Ulcinj im nahen Montenegro fahren.
Liebe Juliana, täglich bin ich von deinem ausführlichen Berichten und den Fotos begeistert. Mach weiter so! Wir denken in der Heimat an dich.
Liebe Grüße, Gerd
Lieber Gerd, das ist schön :). Viele Grüße in die Heimat